Pfahlplätzchen 4
Ringvogelhaus
(Bamberg, Pfahlplätzchen 4)
Hausnummer im 19. Jahrhundert: 1219

Hausname:
   Ehem. Haus zum Vogel (südliches Haus; grüne Fassade)
   Haus zum Goldenen Ring (nördliches Haus; sandfarbene Fassade)
   Domläuterhaus (jüngerer Hausname)
   jetzt: Haus zum Ringvogel
Ausleger am Ringvogelhaus: Der Vogel mit dem Ring im Schnabel erinnert an die Vereinigung des Hauses zum Vogel mit dem Haus zum Goldenen Ring im Jahre 1518.
Baubeginn des jetzigen Gebäudes: um 1520

Baubeschreibung:
Die Wohngebäude (ehem. Haus zum Vogel und Haus zum Goldenen Ring) bilden am Pfahlplätzchen eine bis in die Roppeltgasse hineinziehende Gruppe. Der Hof wird vom Süden her durch einen Nebenflügel, von Norden her durch ein erdgeschossiges Nebengebäude  und im Westen durch eine Halle geschlossen.
Ehem. Haus zum Vogel:
   viergeschossiges Traufseitenhaus zu drei Obergeschossachsen
   Nordkante des Erdgeschosses mit einer Lisene besetzt
   über dem Erdgeschoss profiliertes Gurtgesims
   hölzernes, profiliertes Traufgesims
   vorgelegter, dreigeschossig zweiachsiger Bodenerker:
   ehemals mit Kellerzugang im Erdgeschoss
   massives Erdgeschoss; erstes Obergeschoss aus verputztem, zweites Obergeschoss aus freiliegendem Fachwerk mit angeblattetem Fußbändern
   über dem Erker seit 1887 ein Balkon
   Hausfassade und Erker im Grund grün gefasst
   Rahmungen steinfarben grau
   freiliegendes Fachwerk mit weißen Ausfachungen
   transversaler, mit Backsteintonne überwölbter Keller
   Zugang ehemals unter einer Stufentonne vom Platz her durch den beschriebenen Erker, jetzt durch nachträglich geschaffene Stichbogenöffnung vom Nachbarkeller aus
   Bohlenbalkendecken im 1. Obergeschoss, die auf der Straßenseite von abgerundeten Konsolen aufgenommen werden.
   Kehlbalkendach auf stehenden Stühlen

Ehemaliges Haus zum Goldenen Ring:
   Dreigeschossiges Traufseithaus mit jeweils drei Obergeschossfenstern
   Erd- und erstes Obergeschoss massiv und verputzt
   Über Konsolen kräftig vorgezogenes zweites Obergeschoss aus Fachwerk
   Großes rundbogiges Tor (aus dem 20. Jhd.) dessen Kantenfase kielbogig hochgezogen ist, wodurch ein Scheitelzwickel entsteht, in dem, als Hauszeichen, ein Ring reliefiert ist
   Obergeschossfenster glatt eingeschnitten
   flache, korbartige Nische mit Holzfigurengruppe des heiligen Wandels - Jesusknabe mit Maria und Josef -  im ersten Obergeschoss, wohl aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhundert, darüber Schutzdach aus Blech, darunter schmiedeeiserner Ausleger in Band-, Gitter- und Laubwerksformen mit Laterne und einem Vogel, welcher einen Ring im Schnabel, als Hinweis auf die Vereinigung beider Häuser, hat.
   wiederverwendeter Balken des 15. Jhd. als Schwelle des 2. Obergeschosses
   Fenster des 2. Obergeschosses über profilierten Brustriegeln als Erker vorgezogen
   Zierfachwerk in der Brüstungszone aus geschwungenen und genasten Andreaskreuzen
   gelber Fassadengrund
   dunkelbraunes Fachwerk mit weißen Ausfachungen  
Die hölzerne Figurengruppe des heiligen Wandels aus dem 17. Jahrhundert trug im Sockel früher folgendes Distichon:
Hasce lares Jesus, genitrixque Maria tuetur;
Te quoque da Joseph auxiliante(m) nobis.
(Dieses Haus beschützt Jesus und die Mutter Maria.
Widme auch dich, Josef, uns als Helfer!)

Letzte Restaurierung: 1972, 1989

Hauszeichen/Hausfiguren/Inschriften:
   Vogel mit Ring im Schnabel im schmiedeeisernen Ausleger
   Hauswappen am schmiedeeisernen Gitter im Eingang
   Ring-Relief im Scheitel des Eingangstores
   Holzfigurengruppe "Heiliger Wandel" (17. Jahrhundert)
Das sprechende Hauswappen ziert das Eingangstor des Ringvogelhauses.
Frühere Nutzung:
   Wohnungen,
   1846: Laden im Haus zum Vogel,
   1866 Glaserwerkstatt in der Kapelle des Hauses zum goldenen Ring

Heutige Nutzung:  
seit 1976/77 Kellerlokal unter dem ehem. Haus zum Vogel; linker Teil: Weinstube.
Im Innenhof kann man im Sommer gut sitzen.
Baugeschichte:  
1410: Das Grundstück war wahrscheinlich mit zwei verschiedenen, in jüdischem Besitz befindlichen Häusern bebaut.
16. Mai 1426: Das nördliche der beiden Häuser erhält den Namen „Haus zum goldenen Ring“.
1456: Das südliche Haus wird „Haus zum Vogel“ genannt.
1518: Vereinigung der Häuser: Leupold Münzer, Besitzer des Hauses zum Vogel, erwirbt vom Kanzler Wolf Knott von Naida das Haus zum Ring.
1520: Zumindest in wesentlichen Teilen Neubau des Hauses zum Goldenen Ring und Bau der dazugehörigen Hauskapelle; zur selben Zeit Ausbau der Hofseite.
17. Jhd.: Ausbau und Vorziehung des zweiten Obergeschosses; Errichtung eines durchgehenden Daches.
18. Jhd.: Die Hofgebäude werden neu aufgeführt und die Straßenfront vereinheitlicht
1796: Das ganze Haus erhält den Namen „Domläuterhaus“.    
1846: Einbau eines Ladens im ehem. Haus zum Vogel
1866: Einrichtung einer Glaserwerkstatt im Haus zum Goldenen Ring, dazu zwei Fenster zur Straße
1867: Einrichtung einer Schmiedewerkstatt im nördlichen Nebengebäude
1878: Neuausteilung des zweiten und dritten Obergeschosses und Systematisierung der zugehörigen Fenster gen Platzfront des ehem. Hauses zum Vogel
1879: Entsprechende Veränderung der Fenster des ersten Obergeschosses
1885: Einbau einer zweiflügeligen Tür, eines Fensters und einer weiteren Tür  in die Platzfront des ehem. Hauses zum Goldenen Ring
1887: Einrichtung eines Balkons auf dem Vorbau vor dem ehem. Haus zum Vogel anstelle eines Zeltdaches
1934: Freilegung des zwischenzeitlich verputzten Fachwerks am zweiten Obergeschoss des Hauses zum Goldenen Ring
1972: Restauration der Holzfigurengruppe des „Heiligen Wandels“ aus dem 17. Jhd. (Haus zum goldenen Ring)
1974-1975: Beginn einer durchgreifenden Sanierung des Gebäudekomplexes durch den Abbruch des nördlichen Nebengebäudes und des Rückgebäudes wobei auch das Dachgeschoss des ehem. Hauses zum goldenen Ring ausgebaut und der nördliche Nebenflügel mit dem Rückgebäude erdgeschossig neu errichtet wurde
1976/1977: Einbau eines Kellerlokales unter dem ehem. Haus zum Vogel
1989: Erneuerung des bestehenden Fassadenanstrichs und Instandsetzung der Steinteile

Besitzer/Bewohner:   
   1518: Leupold Müntzer (Haus zum Vogel, später beide Teile); Wolfram Knott von Weida (Haus zum goldenen Ring)
   1974: Hans Karl Völker und Karl Diethard Geyer

Quelle:
BREUER, T. u. GUTBIER, R.: Die Kunstdenkmäler von Oberfranken, Stadt Bamberg, Bürgerliche Bergstadt. 2 Halbbände. Bamberg: Bayer. Verlagsanstalt, 1997; S. 1296-1304.

2003 Janet Giehl (9 b)
Weiter