Platane
Seehof-Platane - Platanus x hispanica (Platanus x acerifolia)
(Gewöhnliche Platane, Ahornblättrige Platane, Hybrid-Platane, London-Platane)
Die Seehofplatane während der Bärlauch-Blüte
Keine hundert Meter vom Bamberger Dom gibt es im Mai dieses Auenwalderlebnis: Der Boden ist übersät von den Blütendolden des Bärlauchs (Allium ursinum). Im Zentrum des Laubwaldes, der sich aus dem Landschaftgarten des Freiherrn Stolzenberg entwickelt hat, steht diese riesige Platane.
Standort: Garten der Dompropstei (Domstraße 5)

Alter:
Die Dompropstei wurde 1705-1706 durch den Domherrn Franz Friedrich von Greiffenklau-Vollrads als barocke Anlage errichtet; die Gartenanlage wurde 1804 unter Dompropst Josef Georg Freiherr Hutten von Stolzenberg im landschaftlichen Stil umgestaltet; im Winter 1804/1805 wurde die sog. Seehof-Platane als 40-jähriger Baum von Schloss Seehof in den Garten der Dompropstei verpflanzt. Demnach ist der stattliche Baum heute (2003) etwa 240 Jahre alt.
Merkmale:
     Blätter von handförmigem Umriss ähnlich dem Spitzahorn, jedoch wechselständig und nicht gegenständig angeordnet (keine Verwandtschaft mit Ahorn!)
     Borke grau, in Platten abspringend, wobei hellgelbe Flecken zurückbleiben
     Frucht: braune Kugel aus kantigen Nüsschen
     im Alter stets Bäume mit ansehnlicher Größe (bis 45 m hoch)

Natürliches Vorkommen:
Die gewöhnliche Platane stammt aus Südfrankreich oder Spanien, wo sie um 1650 durch die Kreuzung der Morgenländischen Platane Platanus orientalis mit der Abendländischen Platane Platanus occidentalis entstand. Der Bastard wird seitdem überall in Europa erfolgreich angepflanzt

Standortansprüche:
Die Platane bevorzugt sommerwarmes Klima und hat sich zum idealen Großstadtbaum entwickelt, weil sie sich als unempfindlich gegen Bodenverdichtung und Verschmutzung der Luft mit unterschiedlichen Schadstoffen erwiesen hat. Gleichzeitig ist sie sehr standfest und trotzt starken Stürmen.
Platanenallee bei Triesdorf/MittelfrankenPlatanenallee im Green Park/London
Zwei Beispiele für die Beliebtheit der Platane als Alleebaum: links bei Triesdorf/Mittelfranken, rechts in London (Green Park).
Alter:
Die ersten in England gepflanzten Platanen sind schon über 300 Jahre alt und gedeihen immer noch prächtig.
Der angeblich älteste Baum Europas ist eine (Morgenländische) Platane, die "Platane des Hippokrates": Auf der griechischen Insel Kos zeigt man in der gleichnamigen Stadt eine von einem Gerüst gestützte Platane, unter der schon Hippokrates (460-370), der berühmteste Arzt der Antike, seine Schüler unterrichtet haben soll. Paulus soll hier den Griechen das Christentum verkündet haben. - Der Baum wäre demnach 2500 Jahre alt, doch lässt sich das exakte Alter nicht nachweisen, da das Kernholz des Baumes längst vermodert ist. Biologen gestehen dem Baum immerhin deutlich mehr als 500 Jahre zu. Übrigens wurde die Stadt Kos erst nach dem Tod des Hippokrates gegründet!

Name:
Die Bezeichnung Platane leitet sich vom griechischen platýs = flach ab und bezieht sich auf den breiten Wuchs oder auf die großflächigen Blätter.

Verwendung:
     Holz: Edelfurniere, Papierherstellung
     Rinde u. Blätter: Blut stillende Mittel
     Juckpulver: Die kugelige Sammelfrucht wird von garstigen Kindern zerdrückt und anderen ins Genick gestreut. Die Samenhaare erzeugen einen schlimmen Juckreiz.

Legende/Mythologie:
     In der griechischen Mythologie ist die Platane wegen ihrer Schuppen-Borke, die sich stets erneuert, das Symbol der Regeneration. Dieses wird am meisten von der lernäischen Hydra repräsentiert, einem neunköpfigen Ungeheuer, dem die Köpfe nach dem Abschlagen doppelt nachwachsen. Hera zog Hydra an einer Quelle unter einer Platane auf.
     Zeus raubte die phönizische Königstochter Europa in Gestalt eines weißen Stieres und entführte sie nach Kreta, wo er sie unter einer heiligen Platane zu seiner Geliebten machte und mit ihr Minos zeugte.
     Vor der Abfahrt nach Troja versammelten sich die Griechen unter einer Platane, um den Göttern zu opfern. Die Götter sandten als Zeichen eine Schlange, die sich den Stamm hochwand und ein Vogelnest plünderte: Acht Nestlinge und ihre Mutter wurden von der Schlange getötet, bevor sie zu Stein erstarrte. Der Seher Kalchas deutete dieses Ereignis als Hinweis auf die Dauer und den Ausgang des bevorstehenden Krieges: der Krieg dauere neun Jahre, im zehnten Jahr werde Troja fallen.
     Das trojanische Pferd wurde der Überlieferung nach aus Platanenholz gefertigt!
     Platon lässt den berühmten Dialog des Sokrates mit Phaidros an einem Nymphenheiligtum unter einer schattigen Platane spielen.
 
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