Pfahlplätzchen 1
Haus zum Krebs
(Bamberg, Pfahlplätzchen 1)
Bamberg, Pfahlplätzchen 1: Haus zum Krebs
Das Haus zum Krebs prägt, vom Kaulberg kommend, die Ansicht des Pfahlplätzchens. Der Eckerker ist seit 1596 verbürgt, dürfte aber deutlich älter sein.
Hausnummer im 19. Jahrhundert: 1624

Hausname:
Ehem. „Haus zum Rebstock“, dann „Haus zum Krebs“
(Ab dem 3. März 1431 „des Stifts Neuhaus, vormals Judentanzhaus“, 1604 ist der Name „Haus zum Krebs“ nachweisbar.)

Baubeginn: ? - Der Keller im Nordteil des Hauses stammt vermutlich aus dem 15. Jahrhundert.

Baubeschreibung:
Dem Hauptgebäude ist rückseitig ein Treppenhaus angebaut; der rückwärtige Hof wird nördlich von einem Gangbau, östlich von einem Rückgebäude und südlich von einem Nebengebäude umschlossen.
Das Hauptgebäude bildet den größten Teil der Ostseite des Pfahlplätzchens.

Beschreibung des Hauptgebäudes:
   dreigeschossiges Eckhaus mit einer sechsachsigen Front
   vollständige Unterkellerung, im Südteil mit einem Brunnenschacht
   dreiachsige Flanke (der Lugbank zugewandt)
   über der Flanke abgewalmtes Satteldach
   Ein über einer Lisene mit Hohlkehle ansetzender Obergeschosserker betont die Ecke Pfahlplätzchen-Lugbank.
   verputzte Außenfronten; Rahmungen sowie Sockel, Basen und Kapitelle der Gliederungen bestehen dagegen aus Sandstein.
   Der Fassadengrund und die Spiegel (unter den Fenstern) sind rosa, Gliederungen und Rahmungen in grauer Steinfarbe gefasst.
   Front und Flanke sind durch  vom Erdgeschoss herlaufende, auf hohen diamantierten Sockeln liegende Pilaster und korinthisierte Kapitelle und Gebälkstücke gegliedert
   hölzernes Traufgesims
   Im ersten Obergeschoss befindet sich ein Fragment einer Bandelwerkstuckdecke der Zeit um 1720.
   Im 18. Jahrhundert wurde vor allem das zweite Obergeschoss mit repräsentativen Räumen ausgestattet: Eine besonders reiche Stuckdekoration (um 1725/30, wohl von  Johann Jacob Vogel nach einer Vorlage aus Paulus Deckers „Der Fürstliche Baumeister“) schmückt dort die Hohlkehlendecke des nordwestlichen Eckzimmers.
   Das Portal ist rundbogig; gerahmt von toskanischen Pilastern, Architrav und mit den Schenkeln eines Segmentgiebels, welcher sich auf entsprechenden Fries und Geisonstücken befindet.
Bamberg, Haus zum Krebs: Portal
   Der Portalbogen ist mit profilierten Kämpfern und einem, von zwei geflügelten Engelskopfreliefierungen geschmückten Schlussstein versehen.
   Zwischen den Giebelschenkeln über dem Portal befindet sich eine Sandsteinkartusche, welche das Hauszeichen, einen Krebs, in einem farbig gefassten Relief zeigt. (1964 von Anton Bauer)
   Fenster: Sämtliche Fenster besitzen geohrte und faszierte Rahmungen. Die unterhalb aller Fenster befindlichen Brüstungsfelder sind mit Spiegeln versehen.
   gerade Sturzgesimse über den Fenstern und geschwungen profilierte, blechbeschlagene Verdachungen im Erdgeschoss
   Giebel mit kräftig geschwungenen Gesimsen im 1. Stock (diese Fenster sind durch Schlusssteine ausgezeichnet)
   flache Segmentgiebel mit eingerollten Schenkeln über den Fenstern des Obergeschosses

Letzte Restaurierung: 1988: Die Fassadenfassung von 1974 wird wiederholt und das Dach neu gedeckt.

Hauszeichen/Hausfiguren/Inschriften:
Krebs in einer farbig gefassten Sandsteinkartusche zwischen den Giebelschenkeln über dem Portal:
Bamberg, Haus zum Krebs: Hauszeichen
Frühere Nutzung:  
   bis 1422: jüdisches Tanzhaus, später Wohnhaus
   1807/1808: Verlagsgebäude der Bamberger Zeitung unter dem Redakteur Georg Wilhelm Friedrich Hegel (siehe auch Bewohner/Besitzer)
   1808-1836: Verlagsgebäude des Fränkischen Merkurs; Herausgeber: Friedrich Gottlob Wetzel

Baugeschichte:  
Das Haus wurde von Juden als Tanzhaus genutzt, bis es, so vermutet man, 1422  (Judenvertreibung in Bamberg) durch das Hochstift Bamberg enteignet wurde.
1596:     erste Erwähnung des Eckerkers
1602:    Der Zweidlerplan stellt den Eckerker dar.
Das Haus zum Krebs auf dem Zweidlerplan von 1602
Auf dem Zweidlerplan von 1602 ist am "Jüdenplatz" (heute: Pfahlplätzchen) das markante Haus mit dem Erkertürmchen deutlich zu erkennen. Südlich (unten) schließen sich die ehemalige Judenschule und die Marienkapelle an.
Auch heute ist der Erker noch immer das prägende Architekturelement des Hauses zum Krebs.
1604:     Der Hausnahme „zum Krebs“ ist nachweisbar.
1643:     Überlieferung von Neubauarbeiten (vermutlich nur bezogen auf ein zweites Obergeschoss)
1713:     Umbau und Ausstattung. Hierbei erhält das Vorderhaus mit dem Dach sein heutiges Aussehen, und im zweiten Obergeschoss wird ein durchgehender Saal eingerichtet.
Um 1720: Der Saal wird wieder aufgegeben, das zweite Obergeschoss wird nun dreiräumig.
1935, 1964 und 1974: Die Fassade wird instandgesetzt und farbig gefasst.

Bewohner:   
ab 1430: Conrad Megenwart, Hof und Leibarzt von Fürstbischof Friedrich III. von Aufseß (1421-1431)
ab 1578: Magister Martin Hofmann, Poeta laureatus des Kaisers Maximilian II (Verfasser der „Vrbs Bamberga et Abbates Montis Monachorum prope Bambergam elegiaco versu descripti“, Nürnberg 1595 ("Die Stadt Bamberg und die Äbte des Mönchsbergs nahe Bamberg, beschrieben mit elegischem Versmaß"); sowie der „Annales Bambergenses“ ("Bamberger Jahrbücher"), geschrieben um 1580/90.
1807/1808: Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831), Philosoph und damaliger Redakteur der Bamberger Zeitung (zu der Zeit befand sich auch die Zeitung selbst im Haus), brachte hier seine „Phänomenologie des Geistes“ zum Druck. An Hegels Wirken in Bamberg erinnert eine Gedenktafel am Erker.
    
Quelle:
BREUER, T. u. GUTBIER, R.: Die Kunstdenkmäler von Oberfranken, Stadt Bamberg, Bürgerliche Bergstadt. 2 Halbbände. Bamberg: Bayer. Verlagsanstalt, 1997; S. 1281-1286.

5/2003 Janet Giehl (8 b)
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