Judenstraße




Blick von der Judenstraße in Richtung Pfahlplätzchen. Das rötliche Haus auf der rechten Seite ist das Haus zum Blümlein (Judenstraße 11); der Fachwerkbau links anschließend gehört zur Gaststätte Polarbär
(Judenstraße 7 + 9).

Als im Jahr 1348 in Europa die Pest ausbrach, fiel  etwa ein Drittel der Bevölkerung dieser Seuche zum Opfer. Die Herkunft der Seuche - mangelnde Hygiene als Ursache,  Rattenflöhe als Überträger - kannte man nicht. Schnell waren "Schuldige" gefunden: Die jüdische Minderheit, die wegen anderer hygienischer Verhaltensweisen wohl weniger von der Seuche betroffen war,  wurde zu Unrecht als Brunnenvergifter angeklagt und verfolgt. 1349 ist für Bamberg belegt, dass der hinter dem Franziskanerkloster (heute: Vermessungsamt) gelegene Judenhof vom Fürstbischof eingezogen wurde. Nach diesem Hof trug die Straße den Namen Plataea Judaeorum  (spätlateinisch plataea = Straße, Gasse), und Juden wohnten hier bis zum Spätmittelalter. Die endgültige Vertreibung vom Fuß des Stephansbergs fand wohl bei einer weiteren Verfolgung im Jahr 1422 statt. Seit dieser Zeit wohnten die Juden in der Generalsgasse und in der Hellerstraße, die Bezeichnung "Jüdengaß" oder "alte Judengasse" für den ursprünglichen jüdischen Wohnbezirk blieb jedoch erhalten.
Lageplan der Judenstraße in Bamberg

Die Judenstraße ist auf dem Stadtplan von Petrus Zweidler (1602) deutlich zu erkennen:
Die Judenstraße ("Judengass") verläuft vom Pfahlplätzchen ("Jüdenplatz") in südlicher Richtung; sie endet abrupt am Haus zum Einhorn (Judenstraße 16; blau). Dies war in der mittelalterlichen Städteplanung Absicht, um kalte Winde zu brechen! So teilt sich die Judenstraße an ihrem Ende in drei Straßen: Unterer Stephansberg (a), Concordiastraße (b) und Schimmelsgasse (c).
Zur besseren Orientierung wurden einige Häuser farbig markiert:
   grün: Marienkapelle/Christuskirche (Judenstraße 1)
   braun: Judenstraße 8+10 (an der Eisgrube)
   gelb: Judenstraße 14, das heutige Böttingerhaus
   blau: Haus zum Einhorn (Judenstraße 16)
   violett: Haus zur Trommel (Judenstraße 17). Dieses Haus tritt heute noch wie damals hinter die Straßenfront zurück.
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Quellen:
BREUER, T. u. GUTBIER, R. (1997), S. 837.
STADT BAMBERG, Adressbuch 2001, S. 61.
ZWEIDLER, P.: Gründtlicher Abriß der Statt Bamberg von Petrus Zweidler von Teuschnitz. Legende von Magister Bonius. (1602) - Faksimile erhältlich im Stadtarchiv Bamberg und beim Historischen Verein der Stadt Bamberg.