Judenstraße 7
Polarbär
früher: Gasthaus zum schwarzen Adler
Bamberg, Judenstraße 7

Rundbogen am Eingang zur Gaststätte "Polarbär"

Hausnummer im 19. Jahrhundert: Nr.  1619

Hausname:
   1487: Gasthaus zum Schwarzen Adler
   seit etwa 1700: Gasthaus zum Polarbär

Baubeginn: 1736 (Keller älter)

Baubeschreibung:
   dreistöckiges, traufständiges Haus
   Satteldach mit 5 Gaupen von 1942
   sechsachsige Fassade
   geohrte Fenstereinfassungen, Fensterstürze mit Schlussstein
   profilierte Fensterschürzen mit nach oben hin zunehmender Dekoration
   Erdgeschoss von Ecklisenen eingefasst, deren Fortsetzung im Obergeschoss glatte Eckpilaster auf hohen Postamenten bilden.

Kapitell des rechten Pilasters

   Pilaster mit gesimsartig vorspringenden Sockeln und asymmetrischen Kapitellen (korinthischen Säulenkapitellen angenähert)
   Sandstein-Torbogen in den ersten beiden Achsen (von links):
   zwei leicht schräg gestellte Türpfosten mit glatten Sockeln
   Bogenstirn kräftig profiliert, mit volutenartigen Einrollungen
   Schlussstein mit der Jahreszahl 1738 und dem alten Hauszeichen, einem doppelköpfigen Adler
   dreiflügelige Haustüre mit vergittertem Oberlicht; Türflügel mit rautenförmigen Spiegeln
   schlichte Fassade zur Hofseite

Letzte Restaurierung:
1984: Einbau neuer Fenster im Erdgeschoss
1988: Neueindeckung des Daches
1989: Anstrich der Hoffront

Hauszeichen/Hausfiguren/Inschriften:
doppelköpfiger Adler  im Schlussstein des Portals (mit der Jahreszahl 1738)

Heutige Nutzung:
Gaststätte "Bolero"

Frühere Nutzung:
   Gaststätte (vermutlich seit Ende des 17. Jahrhunderts)
   Brauerei (Brauhauskamin von 1910 wurde 1938 abgebrochen.)

Baugeschichte:  
1350: erste urkundliche Erwähnung (Besitz des Juden Liebermann)
1363: Konrad und Kunigunde Rüdiger stiften die Hälfte des Hauses im "Vicus Judeorum zu Babenberg" an St. Jakob
1487: Erwerb des Hauses "Zum schwarzen Adler" durch  den Büttner Hermann Gratzer  
1678: Besitz des Büttners Pankraz Behr, auf dessen verballhornten Namen die Bezeichnung "Polarbär" zurückgeht:
Pankraz wird auch heute im Oberfränkischen noch mit "Panger" oder "Ponger" oder besonders prägnant mit "Poh" (nasale Aussprache!) abgekürzt. Wenn der Namensträger nicht besonders groß ist, bekommt er die Endung -la: [1] So entstand "Ponla" oder "Pohla". Aus Pankraz Behr wurde der bereits 1732 bezeugte Brauereiname "Zum Pohla-Bern". Der Weg zum Polarbär (Eisbar) war damit vorgezeichnet: 1833 wird Johann Gehringer Brauer zum "Pola-Bären" genannt, und seit 1870 trägt das Haus Judenstraße 7 die Bezeichnung "Zum Polarbär". Man beachte, dass der Bamberger bis heute die ursprüngliche Betonung auf der ersten Silbe beibehalten hat, also "Bóllabär" und nicht "Polárbär"!
Hauszeichen "Polarbär" vgl. Judenstraße 9
1736-1738: Um- oder Neubau über den Kellern der Vorgängerbauten.

Baumeister:
Johann Jakob  Michael Küchel oder (wahrscheinlicher) Justus Heinrich Dientzenhofer

Besonderes:
Entstehung der Bezeichnung "Polarbär": siehe Baugeschichte!

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Anmerkung:  
[1]
Vgl. hierzu die hochdeutschen Verkleinerungsformen: "-chen" und "-lein" machen alle Dinge klein!


Quelle:
BREUER, T. u. GUTBIER, R.: Die Kunstdenkmäler von Oberfranken, Stadt Bamberg, Bürgerliche Bergstadt. 2 Halbbände. Bamberg: Bayer. Verlagsanstalt, 1997; S. 858-868.
FRÄNKISCHER TAG: Schon immer beliebter Treffpunkt. "Polarbär" in der Judenstraße 7 seit 125 Jahren ein Begriff. Bamberg: Fränkischer Tag, 24.06.1995.
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