Ginkgo
Ginkgo - Ginkgo biloba
Im Schatten des Bamberger Domes, verborgen hinter einer hohen Mauer,  befindet sich ein alter Ginkgo, der noch zu Lebzeiten Goethes gepflanzt wurde.
Standort: Bamberg, Vorderer Bach 8 (ehemaliges Kunigunden-Werkamt)
Alter:   
Das zugehörige Haus wurde 1791 neu erbaut; 1824 ließ der Besitzer, der Tabakhändler Franz Thorbecke, den Garten neu anlegen. Vermutlich wurde damals der Baum gepflanzt; er ist demnach jetzt etwa 180 Jahre alt. In diesem Garten befinden sich zwei weitere beeindruckende Baumgestalten, eine Eibe und ein Lebensbaum, für  die dasselbe Alter angenommen werden darf.

Merkmale:
   sommergrüne, gabelnervige, fächerförmige Blätter, häufig zweilappig bis zweispaltig (vgl. biloba = zweilappig)
   Rinde netzartig gefurcht
   zweihäusig: Es gibt Bäume mit nur männlichen bzw. weiblichen Blüten
   steinfruchtartige Samen mit silbrig-gelb glänzender Samenhülle, die bei Reife sehr unangenehm nach Buttersäure riecht: Man vermeidet daher gern die Anpflanzung beider Geschlechter nebeneinander!

Natürliches Vorkommen:
China (zwei getrennte Gebiete am oberen und unteren Yangtse); in Europa etwa 1730 eingeführt: bereits damals sehr begehrt wegen der goldgelben Herbstfärbung und der eigenartigen Blattform. In Ostasien war der Ginkgo bereits seit langem ein beliebter Parkbaum in Tempelhainen.

Alter: bis 1200 Jahre (in Ostasien)

Name:
     chinesisch Ya Chiao („Entenfuß“: Bezug auf die Blattform) oder Yin Hsing („Silberaprikose“: gelbe, etwas silberige Samenhülle)
     Der deutsche Forschungsreisende Engelbert Kämpfer (1651-1716) veröffentlichte 1712 die erste Beschreibung der Pflanze in Europa. Er nannte die Pflanze eigentlich Ginkyo, indem er auf die japanischen Schriftzeichen Gin („Silber“) und Kyo („Aprikose“) Bezug nahm, aber bei der Veröffentlichung kam es durch den Schriftsetzer zu einer Verwechslung (g statt y). Die eigentlich falsche Schreibweise Ginkgo wurde wenige Jahrzehnte später von Carl Linné als Vorbild für die wissenschaftliche Bezeichnung des Baumes (Ginkgo biloba) genommen und damit fixiert.
     Wegen der Blattform erhielt der Ginkgo-Baum auch die deutschen Bezeichnungen Fächertanne, Fächerblattbaum und Elefantenohrbaum.

Verwendung:
In China und Japan wird der Same geröstet und vielen Speisen zugesetzt.

Lebendes Fossil:
Durch Fossilfunde kann gezeigt werden, dass die Gattung Ginkgo bereits im Jura (vor 170 Mio. Jahren) in Formen vorkam, die der heutigen Art Ginkgo biloba im Detail gleichen. Damals war die Gattung weltweit verbreitet, bis in der Neuzeit das Areal der Art nahezu erloschen war und das Überleben nur noch als Kulturbaum Chinas und Japans gesichert wurde.

Fortpflanzung:
Der Ginkgo gehört auf Grund seiner Fortpflanzung zu den Nacktsamern, die uns heute als Nadelbäume geläufig sind. Allerdings steht er noch am Anfang der Nacktsamer-Entwicklung, denn er entwickelt als ursprüngliches Merkmal nach der Bestäubung aus den Pollen schwimmfähige Spermazellen („Spermatozoiden“). Die Befruchtung der Eizellen findet häufig erst Monate nach der Bestäubung (März/April) statt, so dass im Herbst mitunter die „Samen“ noch unbefruchtet, d. h. quasi als Samenanlagen vom Baum fallen.
Ginkgo: Fortpflanzung
Fortpflanzung des Ginkgo: (1) männlicher Zweig (2) weibliche Blüten [Samenanlagen] (3) urtümlich: Spermazelle statt Pollen (4) Samen mit silbriger Hülle: "Silberpflaume" = japan. Ginkyo
Schädlings- und Immissionsresistenz:
Der Ginkgo wird kaum von Schädlingen befallen, bei uns gelingt höchstens dem Holz zerstörenden Hallimasch ein Angriff. Besonders gerühmt wird die Industriefestigkeit des Baumes, weshalb er gerne als Alleebaum (z. B. in Forchheim) zu Einsatz kommt. Ein Baum hat sogar die Explosion der Atombombe in Hiroshima (6.8.1945) überstanden, obwohl er sich nur etwa 1000 m vom Epizentrum entfernt stand: Bereits im September 1945 trieb er wieder üppig aus; er ist heute 17 m hoch und hat einen Stammumfang von 4 m.
Quellen:
http://www.huis.hiroshima-u.ac.jp/~nomura/I/icho5.html (02.01.2004)
http://www.xs4all.nl/~kwanten/history.htm (02.01.2004)

Heilpflanze:
     In China und Japan werden die Samen bei Verdauungsstörungen, bei Luftwegserkrankungen, Blasen- und Nierenbeschwerden eingenommen.
     Die Blätter gelten in der chinesischen Volksmedizin als Mittel gegen psychische Beschwerden und Gedächtnisstörungen. Tatsächlich fand auch die westliche Medizin in Ginkgo-Extrakten eine Förderung der Hirnleistung bei Durchblutungsstörungen durch Arteriosklerose. Bei Alzheimer-Patienten erhofft man eine Verzögerung des Krankheitsverlaufes durch Ginkgo-Präparate; entsprechende Studien laufen bereits. Auch bei Tinnitus (Ohrensausen) wird Ginkgo empfohlen.
     Teedämpfe aus Ginkgo-Blättern werden als Schnupfenmittel eingesetzt.

Goethe und der Ginkgo:  
Der Ginkgo gilt als Goethes Lieblingsbaum. Die zweilappige Form des Ginkgo-Blattes inspirierte ihn zu seinem Gedicht Ginkgo biloba, das im West-östlichen Divan veröffentlicht wurde. Ursprünglich (1815) widmete er es der von ihm verehrten Marianne von Willemer, der Frau eines Frankfurter Bankiers, mit der einen einen sehr regen Briefwechsel unterhielt.
Goethe: Ginkgo biloba
Ginkgo biloba
Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut.
Ist es Ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwey, die sich erlesen,
Daß man sie als Eines kennt?
Solche Frage zu erwiedern,
Fand ich wohl den rechten Sinn;
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich Eins und doppelt bin?
Johann Wolfgang von Goethe (1815)
Prof. Hubel vor Vorderer Bach 8
Die Referenten
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