Buche
Blutbuche - Fagus silvatica forma purpurea
Der Garten der Bamberger Domdechantei wird von einer mächtigen Blutbuche gefüllt.
Standort: Bamberg, Domplatz 4 (Domdechantei, Wohnung von Generalvikar Alois Albrecht)

Merkmale:
   Stamm glatt, bleigrau
   Blätter eiförmig, mit leicht gewelltem Rand, der mit Wimperhaaren besetzt ist
   dreikantige Nussfrüchte = Bucheckern, die anfangs von einer vierklappigen, stachligen Hülle umgeben sind
   Knospen: lang, schmal, spitz
   Holz: rötlich gefärbt, daher Rot-Buche im Gegensatz zur Weiß- oder Hainbuche, deren Holz weiß gefärbt ist
   „Blutbuche“ (Fagus silvatica f. atropunicea = Fagus silvatica f. purpurea u. a.) : Bezeichnung für Buchen mit blutrotem Laub: Durch eine Mutation (Erbänderung) ist das obere und untere Hautgewebe (Epidermis) des Blattes nicht - wie sonst üblich - durchscheinend, sondern durch sog. Anthocyane rot gefärbt. Dies hat zur Folge, dass die in der Mitte des Blattes liegenden, blattgrünhaltigen Zellen verdeckt werden; rote Blätter sind also in Wirklichkeit genauso grün wie andere Blätter. Diese Mutation tritt immer wieder auf, und man findet Berichte, die erste Blutbuche sei 1190 in Zürich gefunden worden. Andererseits wird behauptet, alle heutigen Blutbuchen stammten von einem Mutterbaum in Thüringen ab. Tatsache ist, dass eine gezielte Kultur erst um etwa 1700 erfolgte. Rotlaubige Buchen erhält man durch Pfropfung auf grünlaubige Unterlagen. Bei einer Nachzucht aus Samen sind nur maximal 50 % der Bäume wieder rotlaubig.
    Buchenzweig mit Bucheckern (Abb. stark veränd. aus THOMÉ, O. W.: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz. Gera, 1885.)

Weitere auffällige Blutbuchen in Bamberg:
   am Wilhelmsplatz vor dem Gerichtsgebäude: Hinweis auf die während der Erbauung (1903) noch mögliche Blutgerichtsbarkeit!
   Haus zum Goldenen Wappen (Oberer Stephansberg 1)
   Garten der Dompropstei (Domstraße 5)
   Bayerleinswiese/Hain (am Minigolfplatz)

Heimat:
Nicht die Eiche ist der typisch deutsche Baum, den man seit Klopstock zum Symbol der Freiheitsliebe und des unbeugsamen Stolzes der Deutschen erklärte und der die deutschen Kupfermünzen der Eurowährung in Erinnerung an die „harte“ D-Mark ziert, nein, die Buche ist eigentlich der deutsche Baum, denn sie hat in Zentraleuropa ihr Hauptvorkommen. Wenn Deutschland ein echtes Weltnaturerbe besitzt, dann sind es seine ausgedehnten Buchenwälder! So hat der Freistaat Bayern 2001 auf Anraten der Kreisgruppe des Bundes Naturschutz (BN) auch den Albtrauf zum FFH-Gebiet, d. h. zu einem europäischen Naturschutzgebiet (Fauna-Flora-Habitat-Gebiet) erklärt. Die großräumigen Schutzgebiete tragen die Bezeichnung „Albtrauf vom Burglesauer Tal bis Zeegendorf“ (6132-301: 1446 ha) und „Albtrauf von der Friesener Warte zur Langen Meile“ (6132-302: 1240 ha). Auf mehr als 30 km durchzieht hier ein Buchenwald-Band den Landkreis Bamberg in Nord-Süd-Richtung.

Klimaansprüche:
Die Buche bevorzugt ein gemäßigtes Klima mit einer jährlichen Niederschlagsmenge von mindestens 500 mm. Daher fehlt sie z. B. im Saalebecken. Das Areal der Art erfährt eine scharfe Ostbegrenzung auf der Linie Warschau-Ostpreußen, die kälte- und spätfrostbedingt ist.

Holz: Brennholz erster Güte, das kaum von anderen Holzarten übertroffen wird!

Verwendung:
   als Bauholz nur im Feuchtbereich (Bergwerke, Schiffskiele) geeignet, da es beim Trocknen stark schwindet und reißt
   Sperrholz, Parkettstäbchen
   Carbo ligni pulveratus (medizinische Kohle): Gepulverte Buchenholzkohle besitzt medizinische Bedeutung; sie wirkt stark absorbierend und desinfizierend. Man setzt sie daher äußerlich bei Geschwüren und eitrigen Wunden, innerlich in Tablettenform bei Durchfall ein.
   Durch das Erhitzen des Holzes in einem luftisolierten Raum („trockene Destillation“) gewann man früher Holzgeist (Methanol, Methylalkohol) und Holzteer („kreosotischer“ Teer).
   Holzasche: Buchenasche ist reich an Pottasche (Kaliumcarbonat) und konnte daher als Waschlauge verwendet werden.
   Laub: beliebte Nahrung des Viehs
   Bucheckern: Schweinemast im Mittelalter
   Bucheckern: Durch Pressung erhielt man in Notzeiten ein gut verwendbares Brenn- und Speiseöl. Durch Rösten gewann man einen Kaffeeersatz („Muckefuck“).
   Falllaub: gutes Streumaterial
   Sturmschutz an der Westseite von Häusern (Hohes Venn)

Kulturhistorische Bedeutung:
   Die Buche ist Namensgeber für „Buchstabe“ und „Buch“: Die Germanen nutzten dünne, glatte Buchenholztafeln, um Zeichen in Stäbchenform (Runen = Buchstaben) einzuritzen. Durch die Verbindung beschriebener Tafeln erhielt man schließlich ein Buch.
   Die ursprüngliche Verbreitung der Buche lässt sich gut aus Ortsnamen ableiten: Über 1500 Orte - mehr als bei jedem anderen Baum - enthalten die Buche als Namensbestandteil, möglicherweise auch der Bamberger Stadtteil Bug; „Bug“ könnte allerdings auch eine Biegung des Regnitzflusses gedeutet werden, doch spricht die Aussprache des „g“ als „ch“ dagegen.
Brauchtum:  
Das Sprichwort sagt:
Eichen sollst du weichen,
Buchen sollst du suchen!
Diese Regel ergab sich aus der Beobachtung, dass man an Eichen viel häufiger Blitzschäden beobachtet als an Buchen; sie sollte jedoch nicht zu genau genommen werden, denn die glatte und leicht befeuchtbare Buchenrinde bildet einen besseren Blitzableiter als die rissige Eichenborke. In Wirklichkeit schlagen in beide Baumarten an vergleichbaren Standorten Blitze gleich häufig ein. Wenn man allerdings davon ausgeht, dass Eichen häufig allein oder weit von anderen Bäumen entfernt in lichten Waldungen stehen, dann ist es viel gefährlicher, darunter Schutz vor einem Gewitter zu suchen als unter einer Buche in einem geschlossenen Wald.

Giftigkeit:
Bucheckern enthalten Blausäure-Glycoside. - Es gibt Rezepte, in denen Bucheckern roh verarbeitet werden. Davon ist abzuraten, da bereits der Verzehr von etwa 50 Samen zu Vergiftungserscheinungen führt.

Keimung der Bucheckern:
Bucheckern sind Dunkelkeimer; sie bleiben nur bei Bedeckung, z. B. durch das Falllaub keimfähig. Das Verstecken der Früchte durch Eichelhäher und Eichhörnchen ist somit eine wichtige Keimhilfe.
Johannes Otto Först erläutert die Bedeutung des Buchenbaums.
Der Biologielehrer Johannes Otto Först rühmt die Buche als die bedeutendste Baumart Deutschlands.
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