Am Abend vor einem Festtag unternahmen Heinrich und Kunigunde einen Spaziergang etwas außerhalb der Bamberger Stadtmauern. Nach einiger Zeit ließen sie sich auf einer Lichtung nieder, die von da an Kunigundenruh hieß. Als sie dort saßen und ruhten, begannen die Glocken des Doms zu läuten, um den Festtag anzukündigen. Zwei von diesen Glocken waren von Heinrich und seiner Gemahlin gestiftet worden. Sogleich begannen die beiden zu streiten, welche Glocke schöner klinge. Als der Kaiser schon schwieg und resigniert aufgegeben hatte, um die Auseinandersetzung zu beenden, schleuderte Kunigunde, die sich schon so in den Streit hineingesteigert hatte, dass sie die Friedensbemühungen ihres Mannes ignorierte, wutentbrannt ihren Ring zum Dom hin, um Heinrich zu zeigen, dass ihre Glocke die Bessere war, wobei sie rief: Wenn dieser Ring hier meine Glocke trifft, so ist bewiesen, dass sie die wohler klingende ist! Ihr Ring, den sie von der Wut beflügelt mit immenser Kraft geworfen hatte, schlug tatsächlich in ihre Glocke ein und durchbrach das Erz, so dass sie nun ein Loch hatte, das so groß wie der Ring war. Der Klang der getroffenen Glocke aber blieb unverändert rein und schön. Heinrich schwieg und seufzte, denn er hatte wie immer das Nachsehen.