Die Gemahlin des Kaiser Heinrichs, Kunigunde, war durch ihre Frömmigkeit schon zu ihren Lebzeiten in den Ruf einer Heiligen gekommen. Natürlich beschwört ein solcher Ruf auch Neid hervor. So gab es viele bösartige Gerüchte wie zum Beispiel, ihre Tugendhaftigkeit sei nur Schein. Kunigunde jedoch ertrug alle diese Schmähreden ohne Verbitterung. Doch eines Tages hörte sie während eines Spaziergangs, als sie einigen Wäscherinnen bei der Arbeit zusah, wie eine davon sprach: Seht, da steht die Scheinheilige, die Ungetreue! Voller Zorn kehrte Kunigunde zurück und ließ den Wäscherinnen kaiserliche Speisen durch einen Boten überbringen. Sie seien von der Scheinheiligen, sollte er sagen. Als zwei der guten Wäscherinnen die Gaben kosteten, waren sie voller Lob über die gütige Kaiserin, die dritte aber schmeckte keinen köstlichen Wein, sondern schales Wasser und die köstlichen Speisen verwandelten sich in ihrem Mund zu Stein. Die Wäscherinnen verbreiteten dieses Gottesgericht über das ganze Land. Von da an waren die Schmähreden gegen Kunigunde verstummt.