König Stephans Brautschau

Als vor langer Zeit König Stephan von Ungarn hörte, dass Gisela, die Schwester König Heinrichs, eine schöne und anmutige Frau sei, beschloss er, um sie zu werben. Er opferte seinen Göttern und machte sich auf den Weg. Viele Tage lang ritt er gen Westen, bis er endlich eines Morgens die Türme des Bamberger Doms sah. Ohne auf die Menschen zu achten, die am Wegesrand standen und den gut aussehenden Mann bestaunten, ritt er schnurstracks auf das größte Tor zu, das er sah. Es war jedoch nicht der Eingang zum Palast, wie König Stephan meinte, sondern das Portal des Doms. Er ritt hinein und war überaus erstaunt, keinen Menschen hier zu sehen. Auch auf sein Rufen hin ließ sich niemand blicken. Nur ein kleines Licht brannte. Als sich König Stephan diesem näherte, blieb sein Pferd plötzlich stehen und fiel auf die Knie. König Stephan war darüber sehr verwundert. Auf einmal stand König Heinrich hinter ihm und begrüßte ihn herzlich. Tags darauf sah der Ungarnkönig Gisela und sie war so schön, wie er erhofft hatte. Er hielt um ihre Hand an, aber König Heinrich wollte ihm seine Schwester nur dann zur Frau geben, wenn er ein Christ geworden wäre. König Stephan ließ sich also taufen, nahm Gisela zur Frau und ritt mit ihr wieder nach Ungarn. Hoch an einem Pfeiler steht heute noch zum Andenken an dieses Ereignis das Bild König Stephans und seines weisen Pferdes.

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