Einst wurde in Bamberg eine Jungfrau der öffentlichen Unzucht angeklagt. Diese beteuerte standhaft ihre Unschuld; mehr als 10mal fiel sie auf die Knie und flehte die Priester an, dass sie sie nicht umbrächten. Doch vergebens: man schleppte sie halbtot bis zum Dom. Dort nahm sie ihre letzten Kräfte zusammen und rief, den Blick gegen den Himmel gerichtet: “Der Mensch hat kein Erbarmen mit meiner Unschuld, ihr Ziegel auf dem Dache habt´s noch eher, so erbarmt ihr euch!“. Kaum hatte sie diesen Satz ausgesprochen, fielen auch schon 10 Ziegel vom Dach und erschlugen sie. Die Menschen sahen das als Himmelszeichen an und errichteten der Jungfrau an der Stelle, an der sie gestorben war, ein Bildnis. Doch der Bildhauer, der die Augenbinde (das Symbol eines Gottesurteils)du vergaß, verband die Augen mit einem Stofftuch und sobald dieses zu faulen anfängt, treibt sie solange um Mitternacht ihr Unwesen, bis man ihre Augen mit einem neuen Tuch bedeckt.